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LUCE | OMBRA

LUCE | OMBRA

Hertha Miessner, Fotografie
Uwe Jonas, Bildhauerei, Objekte

Ausstellung bis 13. April 2019

Als Bertolt Brecht nach dem Sensationserfolg der Dreigroschenoper gefragt wurde, welches Buch er denn am liebsten läse, welches Buch auf ihn den größten Eindruck ausübe, soll er gesagt haben: Sie werden lachen: die Bibel. Sie werden sich fragen, warum ich Ihnen hier zu Beginn diese kurze Anekdote erzähle. Aber in der Bibel – Bewunderer von Stanley Kubricks Filmen sprechen hier auch kurz von der Schwarte – wird in den synoptischen Evangelien Jesus ein Wort unterlegt, das selbst bereits aus den Psalmen stammt und lautet: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, siehe er ist zum Eckstein geworden.
Dieser Satz ist für unseren Kunstzusammen- hang aus zwei Gründen von Bedeutung:
Zum einen ist er ein Beispiel dafür, wie in den Künsten – die Bibel wollen wir hier einmal als Wortkunstwerk verstehen – jede Äußerung immer bereits in tradierten Zusammenhängen steht – die Literaturwissenschaft nennt so etwas Intertextualität, wir können uns hier aber auch mit dem Wort von der Beeinflussung helfen, zum anderen gerät ein Phänomen in den Blick, das wir gewöhnlich nicht mit den Künsten in eine assoziativen Zusammenhang bringen – der Müll. Was der Handwerker, der Arbeiter, aber auch Otto der sprichwörtlich gewordene Normalverbraucher weggeworfen, also verworfen hat, das wird in der Jesus-Geschichte zum Ausgangspunkt eines neuen Bauwerks, übertragen in den Bereich des Künstlerischen: Es wird zum Ausgangspunkt, zur Quelle künstlerischer – hier genauer bild- und raumkünstlerischer Fantasie. ...
Text von Rüdiger Heise

Einführungstext zum Download